Besuch von einer selbst von Sehverlust betroffenen Blinden- und Sehbehindertenberaterin

Am letzten Tag vor den Osterferien bekam die Klasse 2/3 Besuch von Frau Ehegartner vom Niederbayerischen Blinden- und Sehbehindertenverband. Diese nahm mit ihrem Fahrer Herrn Häusler den weiten Weg von Landshut nach Konzell auf sich, um den Schülerinnen und Schülern Berührungsängste mit gehandicapten Menschen zu nehmen. Frau Ehegartner ist aufgrund einer Augenerkrankung seit sieben Jahren blind und erkennt mit ihrer Restsehstärke von zwei Prozent auf einem Auge noch schemenhafte Umrisse. Humorvoll erzählte die lebensfrohe Frau den Kindern, wie sie trotz ihres Handicaps weitgehend selbstständig ihren Alltag meistert. Dabei band sie die Schüler und Schülerinnen immer aktiv mit ein und sensibilisierte sie für die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen. So zeigte die blinde Frau den Kindern, wie man sie richtig führt und sie auf Hindernisse aufmerksam macht. Auch hatte Frau Ehegartner eine Vielzahl von Gegenständen mitgebracht, die ihr den Alltag erleichtern: sprechende, elektrische Geräte, wie eine Küchenwaage, ihre Armbanduhr, einen Etikettierungsstift, mit dem sie Lebensmittel beschriftet, einen Pieper für die Kaffeetasse und vieles mehr. Besonders beeindruckt waren die Kinder jedoch davon, wie sich die blinde Frau mit ihrem Stock im Klassenzimmer zurechtfand und selbstständig den Weg zur Tür ertastete. Trotz all der Hilfsmittel sind aber gehandicapte Menschen auch auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen. In vielen Situationen bittet Frau Ehegartner freundlich andere um Unterstützung, die ihr in der Regel immer bereitwillig gewährt wird. Schließlich stellte sie sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler und beantwortete alle bereitwillig. Nach zwei Schulstunden, die wie im Flug vergingen, waren sich alle einig, dass blinde Menschen nicht anders sind und man mit ihnen genauso Spaß haben kann wie mit sehenden. Zum Abschluss bekamen die Kinder noch einen Text in Blindenschrift, eine Karte mit dem Brailleschrift-Alphabet und eine Brille, die eine eingeschränkte Sehfähigkeit simuliert. Nur ungern verabschiedete sich die Klasse von Frau Ehegartner, die sie aber zum Glück in ein paar Wochen wiedersehen darf. Die lebensbejahende Frau wird zu dem Aktionstag am 10. Mai nochmals an die Schule kommen, um allen Interessierten Einblick in die Herausforderungen gehandicapter Menschen zu geben.

Text: Tanja Holzapfel

Bild: Tanja Holzapfel

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